Germanismen im tschechischen Wortschatz

Nach Latein bzw. Kirchenslawisch setzt sich im 14. Jahrhundert Tschechisch zur Literatur- und Amtssprache in Böhmen und Mähren durch. Durch die relativ frühe Verschriftlichung des Tschechischen, wodurch sich Tschechisch langsamer wandelt als andere nicht kodierte slawische Sprachen, wird der heutige tschechische Wortschatz von Sprechern anderer slawischer Sprachen als archaisch empfunden. Z.B. das tschechische Wort krásný (dt.schön) hat im Russischen mittlerweile die Bedeutung rot angenommen. Kurios ist, dass einige tschechische Wörter, z.B. vonět (dt. duften) mit der Zeit z.B. im Russischen und im Polnischen die gegenteilige Bedeutung erworben haben (stinken).

Um 1300 n.Chr. wurden deutsche Handwerker und Gelehrte nach Tschechien eingeladen, um sich niederzulassen. Die Sprache der Gäste wurde in Tschechien ab 1627 neben Tschechisch die zweite Amtssprache. Man bemühte sich aus praktischen Gründen ab Mitte des 17. Jhdt. Deutsch als die alleinige Landessprache einzuführen (gleichzeitig wurde damit das Tschechische zur "Bauernsprache" degradiert), aber das Bemühen war unrealistisch, da noch sehr viele Leute Tschechisch sprachen. Im Rahmen der Tschechischen Nationalen Wiedergeburt (ab Beginn des 19. Jhdt.), unter die auch die Wiedergeburt der zurückgedrängten tschechischen Sprache fällt, wurden viele Kunstwörter in die tschechische Sprache eingeführt, um sich von der deutschen Sprache abzugrenzen. Prominentes Beispiel sind die Monatsnamen. Statt der gängigen lateinischen Bezeichnungen Januar, Februar, März, etc., wie sie noch im Slowakischen und im Russischen üblich sind, wurden die Monatsbezeichnungen durch neu erfundene ersetzt. Dennoch sind Hunderte deutsche Wörter, Germanismen genannt, meist in etwas veränderter Form, in der tschechischen Sprache zu Hause. Beispiele: klika (Glück), roubíř (Räuber).

Heute ist die einzige Amtssprache Tschechiens nur Tschechisch. Wenn Sie kein Tschechisch können, können Sie versuchen, sich mit der älteren Bevölkerung auf Deutsch zu verständigen. Mit jüngeren Leuten kommen Sie eher mit Englisch ins Gespräch.